Im Profisport geht es um Geld. Egal ob es sich dabei um der Deutschen liebste Ballsportart, dem Fußball handelt, oder um die zweitbeliebteste Ballsportart – dem Handball.
Einen regelrechten Hype erfuhr der Handball bereits 2007. Damals fand die WM in Deutschland statt und endete mit dem Weltmeistertitel für das DHB-Team.

Einen weiteren Boom gab es während der WM 2019 – und auch für die kommenden Jahre erhofft sich der Deutsche Handballverband ein entsprechendes Wachstum an Beliebtheit und Aufmerksamkeit. Vielleicht noch nicht bei der die Tage anstehenden EM in Ungarn & der Slowakei, aber spätestens zur Heim-EM im Januar 2024 und 2027 mit der WM in Deutschland.

Für mich Anlass genug, um die Handballvereine der Handball-Bundesliga einmal auf ihre E-Commerce-Tauglichkeit zu prüfen. Denn auch wenn der Handball eine kleinere Zielgruppe anspricht als die Fußballvereine, wird auch hier über den Verkauf von Fanartikeln Umsatz generiert, der sicher in die Lizenzierung mit einfließt. Warum hier also ungenutzte Potenziale einfach ignorieren und liegen lassen?

Wartungsmodus über Weihnachten

Das Schöne an E-Commerce und SEO ist ja, dass egal ob großer Player oder kleiner Nischenshop, die allgemeinen Regeln für Erfolg sind die Gleichen!

Ein absolutes NO-GO ist dabei, einen Shop über die Weihnachtszeit komplett in einen Wartungsmodus zu stellen und mit allen Shop-URLs der Suchmaschine ein Status-Code 200 und NOINDEX & NOFOLLOW zurückzugeben. Damit verliert der entsprechende Shop früher oder später seine Rankings. Allein die Brand-Abfrage „Verein + Fanshop“ zeigte schon diese Entwicklung. Statt der Startseite des Onlineshops rankte nur noch eine Unterkategorie plus diverse Vereinsnachrichten.

Dass auf der Wartungsseite dann angeteasert wurde, dass der Shop bis zum 03.01.2023 geschlossen ist und ich diese Anzeige auch am 04., 05. und 06.01. noch immer gesehen habe, ist dann schon nur noch das kleinere Übel. Wirkt aber auf „Neuinteressenten“ natürlich nicht besonders vertrauenserweckend.

(Der entsprechende Verein wurde von mir angeschrieben und hat auch eine Empfehlung für die Zukunft sowie Maßnahmen erhalten, um dem jetzt gegensteuern zu können.)

Canonical-Tags, NOINDEX und Füchse

Als nächstes möchte ich mich dem Onlineshop der Berliner Füchse widmen – da sind mir doch einige wilde Sachen aufgefallen, die sich mir nicht erklären. Da würde sich eventuell ein SEO-Frühjahrsputz mal lohnen.

Und zwar ergab ein Crawl mit dem Screaming Frog ca 2400 HTML-URLs, aber nur ca 300 davon waren auch mit Status Code 200 und indexierbar. Fast 2100 URLs lieferten einen Status Code 200 – sind aber aktuell nicht indexierbar.

Erst fand ich einige Bekleidungsstücke wie Trainingsshirts, Hosen und Socken, die der Kategorie Puma zugeordnet waren und die es in x-verschiedenen Farben und Größen gibt. Da macht es noch Sinn, mit einem Canonical auf eine entsprechend favorisierte Variante zu arbeiten.

Was aber, wenn dann dieser favorisierte Artikel ein NOINDEX & NOFOLLOW hat? (https://www.fuechseshop.de/teamfinal-21-training-jersey-P656481.html) Okay, auch der gehört in die Kategorie Puma – vielleicht will man bei den Füchsen nicht mit Ausrüsterware im Index landen.

Aber ich fand dann eben auch Fanartikel aus der sogenannten Füchse Kollektion – und spätestens mit diesen Fanartikeln möchte man ja dann doch in den SERPs ranken, oder?

Dieses Kindershirt (https://www.fuechseshop.de/block-t-shirt-kinder-1999564.html) ist über Füchse Fankollektion > Kinder im Shop auffindbar, hat allerdings ein NOINDEX & NOFOLLOW.

Der Canonical-Tag des Artikels verweist auf https://www.fuechseshop.de/block-t-shirt-kinder-FB100145.html. Dies ist der identische Artikel, nur mit einer anderen URL. Aber ebenfalls NOINDEX & NOFOLLOW und nirgends im Shop verlinkt.

WARUM?! Wer hier also Aufklärung betreiben kann, gerne bei mir melden! 🙂

Spannend ist auch die Entwicklung des Onlineshops (PrestaShop) von Lemgo Lippe.
Dort hat man innerhalb des letzten Jahres ca 100 rankende Keywords verloren.

Aktuell findet man zu diesem Shop nur noch 5 URLs im Google-Index. Bei einem Crawl konnte ich immerhin 55 indexierbare HTML-URLs identifizieren (von 124 gefundenen). Hier scheint es Handlungsbedarf zu geben, um die Indexierungsbremse zu lösen.

Shopify & SEO

Seit Sommer 2022 setzt der Fanshop der Gummersbacher Handballer auf Shopify und ist hier erreichbar: https://vfl-gummersbach.myshopify.com/

Aktuell befinden sich allerdings nur 8 URLs im Index – bei 547 gefunden URLs während eines Crawls, ist das sehr wenig.

Auch hier scheint es Anpassungsbedarf beim Setup des Shops zu geben. Als Beispiel habe ich diese Bommelmütze, die über die Kategorie Fanstuff gefunden werden kann, ausgewählt: https://vfl-gummersbach.myshopify.com/collections/fanstuff/products/bommelmutze-1861

Diese URL besitzt einen Canonical-Tag auf https://vfl-gummersbach.myshopify.com/products/bommelmutze-1861.

Diese URL wiederum ist lediglich über die Startseite erreichbar.

Insgesamt konnte ich bei einem Crawl 7 URLs für diese Bommelmütze finden, von der am Ende nur eine indexierbar ist.

Dabei sind Shopify-Shops durchaus in der Lage, mit einheitlichen Links für ein Produkt zu arbeiten. Bei entsprechend korrekter Umsetzung wird dabei auch die interne Verlinkung der einzelnen Produkte gestärkt, Google muss weniger URLs crawlen und es klappt mit der Indexierung der Produkte.
Ein ähnliches Setting haben die Kollegen vom TVB Stuttgart, allerdings schaffen es hier immerhin einige Artikel auch in den Index der Suchmaschine.

Tipp: Der Shopify-Shop von GWD Minden setzt das übrigens korrekt um.

Und wenn wir schon beim Onlineshop der Gummersbacher sind, habe ich direkt einen weiteren Tipp – wenn man einen Artikel als Vorlage immer wieder kopiert um neue Produkte einzupflegen, dann doch auch mal auf die Produkt-URL schauen. Es macht vermutlich wenig Sinn, dass einige verfügbare Artikel „domain.de/coming-soon1“ (usw.) heißen.

Online-Shop-Ladezeiten: Baustellen für die Top-Teams

Auf dem Hallenboden stehen Teams ohne Schnelligkeit quasi auf verlorenem Posten. Ähnlich verhält es sich bei zu langsamen Ladevorgängen von Online-Shops. Auch wenn die Fans eine starke Bindung und Treue zum Club mitbringen, so droht dennoch latent eine doppelte „Gefahr“: Einerseits der Wechsel zu anderen Shop-Anbietern im Netz, die das gewünschte Produkt ebenfalls verkaufen und einen schnelleren Ladevorgang bieten, andererseits der gefrustete Abbruch und der Seitensprung hin zu einer neuen Geschenkidee ohne Clubprodukt-Thema.

Um die Performance der Shops zu bewerten bediene ich mich dem PageSpeed-Score. Da die Auslieferungszeiten von Webseiten für Suchmaschinen ein wichtiges Kriterium bei der Bewertung darstellen, genießt der PageSpeed Score als Summe an erreichten Punkten, die Google nach der Auswertung des Seiten-Quelltextes und der Umgebung auf einer Skala von 1 – 100 vergibt, hohe Bedeutung. Als Richtwert wird von Experten die Kennzahl 50 als Wert angegeben, der Mindestanforderungen erfüllt. Alles darunter wird als optimierungsbedürftig eingestuft.

Ernüchternd: 5 Teams scheitern MOBILE an der magischen 50 Punktemarke. U.a. die Handballgrößen Kiel, Rhein-Neckar-Löwen und auch Magdeburg. Bei 3 weiteren Teams konnten Mobile keine Werte ermittelt werden. Positiv sei angemerkt, dass alle Fanshops mit einem Ergebnis für den PageSpeed-Score Desktop über der 50 Punktemarke liegen.

Die PageSpeed-Meister kommen aus Erlangen, Melsungen und Stuttgart.

Fazit: E-Commerce-SEO im Handball

Bleibt noch die spannende Frage – Wer wird Sichtbarkeitsmeister 🏆?

Die Auszeichnung für die höchste Sichtbarkeit (laut Sistrix) geht an die Teams aus Kiel und den Rhein-Neckar-Löwen, die beide auf ein Shopware 5 System setzen. Insgesamt verwundert das auch nicht, gehören diese beiden Teams doch auch zu den Top-3-Mannschaften was das Zuschauerranking der aktuellen Saison betrifft.

Die vollständige Übersicht findet ihr HIER!

Mein persönliches Fazit lautet, dass zwar alle Vereine der Handball-Bundesliga einen Online-Fanshop haben, aber es vermutlich nicht in jedem Verein eine entsprechende Person gibt, die sich mit dem Thema SEO und Online-Marketing befasst. Besonders den Vereinen mit der ein oder anderen Auffälligkeit im Bereich Crawling & Indexierung sei hier eine entsprechende Agentur als Unterstützung ans Herz gelegt. Eine saubere technische Umsetzung des Online-Shops ist das A und O.

Ungenutzte E-Commerce-Potenziale der Handball-Bundesliga-Clubs 🤾